Luxemburger Kreditfonds können die (Re-)Finanzierungslücke schließen
Die europäischen Immobilienmärkte stehen vor einem langen Refinanzierungs und Restrukturierungszyklus. Allein bei Gewerbeimmobilien werden in Deutschland in den Jahren 2025/26 Kredite in Höhe von rund 100 Mrd. Euro auslaufen, sodass Anschlussfinanzierungen notwendig werden. Dieses Refinanzierungsvolumen entspricht etwa 10 % des gesamten Gewerbeimmobilienkreditvolumens1 und kann nicht vollständig durch Banken gedeckt werden. Aufgrund zunehmender Regulierung und Zinsunsicherheit agieren Kreditinstitute vorsichtiger – alternative Kreditgeber werden als notwendige und flexible Ergänzung erwartet. Hierbei spielt Investitionskapital über Kreditfonds eine entscheidende Rolle. In einer kürzlich veröffentlichten Umfrage von CBRE wurde die Ausweitung des Kreditgeschäfts durch alternative Kreditgeber bestätigt.2 Auch das aktuelle BF.Quartalsbarometer Q3 2025 spricht von einem Stimmungsaufschwung in der gewerblichen Immobilienfinanzierung.3
Schließen der Finanzierungslücke: Die Rolle von Kreditfonds
Alternative Anbieter bauen ihre Aktivitäten über Kreditfonds wieder aus, fokussieren sich dabei jedoch auf risikoarme Strukturen wie Senior Loans in bevorzugten Segmenten (Wohnen, Studenten und Seniorenwohnen oder Logistik). Mit der Marktbelebung und dem steigenden Refinanzierungsbedarf wächst zugleich die Nachfrage nach Whole Loans und Brückenfinanzierungen („bridge to exit/transition“). Kreditfonds bieten durch laufende Zinseinnahmen einen direkten Cashflow – ein wichtiger Faktor in unsicheren Marktphasen, sofern die Renditeanforderungen erfüllt werden. Luxemburger Kreditfonds können Kapitallücken überbrücken oder sogar schließen, Sanierungen (inklusive ESG Transformation) begleiten und dadurch Transaktionen wieder ermöglichen.
Warum ein regulierter Service AIFM?
Der Alternative Investment Fund Manager (AIFM) ist das regulierte Rückgrat eines Kreditfonds. Seine Kernfunktionen – Portfolio Management, Risikomanagement und Bewertung – stellen die notwendige Corporate Governance sicher:
- Investment Genehmigung über ein AIFM Investment Committee,
- formalisierte Produkt und Risikorichtlinien (u.a. Risikomatrix, Anlagegrenzen, laufende Risikoindikatoren),
- unabhängige externe Bewertungen der Sicherheiten und die Überwachung der Bewerter,
- Geldwäscheprüfungen im Rahmen des Anlageprozesses.
Die AIFMD Vorgaben (Managerregulierung) erzwingen klare Verantwortlichkeiten, Delegations und Überwachungsprozesse und schaffen damit Vergleichbarkeit und Investorenvertrauen – gerade in Phasen mit hoher Marktunsicherheit und Restrukturierungsintensität.
Das Governance-Dreieck: Anlageberater – AIFM – Kreditfonds
In der Praxis hat sich folgende Struktur bewährt:
- Der Anlageberater identifiziert und strukturiert Transaktionen und spricht Anlageempfehlungen gegenüber dem AIFM aus.
- Der AIFM prüft die Eignung, Risiken, Compliance und Anlagegrenzen, trifft die Investitionsentscheidung im AIFM Investment Committee, verantwortet die Ausführung und übernimmt die laufende Überwachung.
- Die Geschäftsführung des Kreditfonds setzt die finale Entscheidung des AIFM um. Optional wird ein Anlageausschuss über die Entwicklung des Fonds und die Investitionsentscheidungen informiert.
Externe Service AIFMs in Luxemburg bündeln dafür spezialisiertes Personal, standardisierte Prozesse und ein Berichtswesen, um eine skalierbare und regelkonforme Verwaltung der Kreditfonds zu ermöglichen. Boutique-Service-AIFMs können durch ihre Expertise und eine agile, maßgeschneiderte Betreuung individuelle Lösungskonzepte bieten.
Über die Jahre hat sich Luxemburg als hochspezialisierter und äußerst erfolgreicher Fondsstandort etabliert und dient vielen alternativen Finanzierern als Kreditfonds-Hub: Ende 2023 verwalteten Luxemburger Kreditfonds ein Volumen von rund 510 Mrd. Euro . Die Kombination aus regulierter Manageraufsicht und spezialisierten Dienstleistern macht Luxemburg besonders attraktiv für die Auflage von Kreditfonds. Schlanke Strukturen und kurze Entscheidungswege vereinfachen zudem den grenzüberschreitenden Investitionsprozess.
Fazit
Der anhaltende Refinanzierungsbedarf trifft auf zurückhaltende Banken - die Finanzierungslücke lässt sich nicht allein mit Bankkrediten schließen. Luxemburger Kreditfonds können diese Lücke mit flexiblen Strukturen adressieren. Ein externer, regulierter Service AIFM fungiert dabei als zuverlässiger Wegbereiter und Partner: Er verbindet die Agilität alternativer Finanzierer mit solider Corporate Governance im Rahmen der europäischen Managerregulierung – und schafft damit die Grundlage, Übergangsphasen in der Immobilienwirtschaft geordnet zu finanzieren.
Dieser Artikel ist zuerst in der September-Ausgabe 2025 des FondsForum Magazins erschienen.
Autor
Johannes Reis
Partner PANDOO Management
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johannes.reis@pandoo-management.lu
Quellen
1 BaFin (2025): Risiken im Fokus der BaFin 2025, www.bafin.de/DE/Aufsicht/Fokusrisiken/ Fokusrisiken_2025/RIF_1_Immobilienmaerkten/RIF_1_Immobilienmaerkten_node.html (22.08.2025).
2 CBRE (2025): European Lender Intentions Survey 2025 – Germany, mktgdocs.cbre.com/2299/1b31089a-70e1-4e40-96bf-0f36b66acc02-1197898695/European_Lender_Intentions_Sur.pdf (22.08.2025).
3 BF.direkt AG (2025): BF.Quartalsbarometer Q3 2025, www.bf-direkt.de (25.08.2025).